Woche I:
Die erste Woche im Seminarzentrum Gut Siggen behandelt die Themen Publikum, Konzertprogramme, Dramaturgie und Inszenierung. Dabei werden die eigene Aufführungspraxis reflektiert und neue Aufführungskonzepte erarbeitet.
Geschichte der Aufführungskultur
Im Modul Theorie und Geschichte der Aufführungskultur wird anhand historischer Perspektiven mithilfe von Texten, Diskussion und Vorträgen Verständnis für die Entwicklung der Konzertorte, Konzertprogramme, Rituale und Dramaturgien, Ökonomien und des Konzertbetriebs geschaffen. Anhand dieser Themenblöcke sollen die Akademisten zum einen hinsichtlich der historischen Formierung des Konzertbetriebes bewusst werden, bisher Selbstverständliches bei Konzert-Ritualen, Dramaturgie, Inszenierungen und Programmen erkennen und einordnen können.
Musikdramaturgie und Konzertkonzepte
In dem Modul Musikdramaturgie und Konzertkonzepte steht die inhaltlich-konzeptionelle Arbeit im Mittelpunkt. Anhand der Vorstellung und Diskussion unterschiedlicher praktischer Ansätze soll das Verständnis für musikdramaturgisches Arbeiten geschärft und eine Einführung in die Thematik gegeben werden. Das Seminar erläutert Techniken der Materialrecherche und Ideenfindung anhand von Beispielen und begleitet die Akademisten bei der Erarbeitung eigener Programme. Folgend entwickeln die Seminarteilnehmer in Workshops eigene musikdramaturgische Ideen und Aufführungskonzepte.
In Anlehnung an Paul Watzlawick lässt sich sagen: Man kann nicht nicht inszenieren. Wenn man in einem Konzert Momente erlebt, in denen das Hier und Jetzt besonders stak empfunden wird und es zu einer Verbindung zwischen Musik, Musikern und Zuhörern kommt, dann spricht man von Präsenzerfahrungen. Dabei spielt der Zusammenhang zwischen Hörsituation und Hörerfahrung eine entscheidende Rolle. Unter dem Titel Praktische Musikphänomenologie wird versucht, die Hörerfahrung in den Mittelpunkt zu stellen. Es geht darum, im Konzert Situationen und Bedingungen zu schaffen, in der eine Intensivierung des Hörens ausgelöst werden kann und so der Musik vermehrt Aufmerksamkeit entgegengebracht wird.
Inszenierte Konzerte und Konzertdesign
In dem Modul Inszenierte Konzerte und Konzertdesign beschäftigen sich die Akademisten mit Theorien der Inszenierung von Konzerten und analysieren konkrete Konzertsituationen im Hinblick auf ihre Präsenzerzeugung. Die Leitfragen dabei sind: Wie kann das Ereignis Konzert zu einer Präsenzerfahrung gemacht werden und welche Inszenierungsstrategien eigenen sich dazu? Die Saalgestaltung, die Bühnenanordnung, die Bühnengestaltung, die Ausrichtung des Publikums, die Lichteinstellungen, Ritualisierung der Auf- und Abtritte der Musiker:innen und die Beifallsbekundung, die stille Versenkung während des Konzertes u.v.a. werden hier analysiert.
Strategisches Ensemblemanagement
Hier geht es vor allem um das künstlerische Selbstverständnis und die daraus entstehende Zielbildung mit den Akademisten. Die eigene Profilierung und deren Versprachlichung hat oft zuletzt eine kathartische Wirkung auf das Selbstverständnis der Musiker:innen.
Publikumssoziologie
Anhand ausgewählter Texte und Publikumsstudien findet daraufhin eine Einführung in die Publikumssoziologie statt. Wer sind die Konzertbesucher? Wie entwickeln sich die Segmente, aus denen das Publikum besteht? Welche Erwartungen hat es an das Ereignis Konzert? Wer sind mögliche Nicht-Besucher, die für das Konzert gewonnen werden könnten? Wo, wie und mit welchen Mitteln können diese Publikumssegmente angesprochen werden?
Woche II
In den darauf folgenden Wochen setzen die Akademisten die Theorie selbstständig in die Praxis um: Das Gelernte wird nun am eigenen Ensemble bzw. Programm konkretisiert und weiter ausgearbeitet. Mit ihren überarbeiteten Konzepten kommen die Akademisten zu einer zweiten Arbeitswoche in Siggen zusammen. Die Konzepte werden diskutiert. Darauf aufbauend, werden nun geeignete Kommunikationsstrategien in Marketing und Öffentlichkeitsarbeit entwickelt.
Künstlerentwicklung
Jede strategische Künstlerentwicklung muss, um schlussendlich zu überzeugen, auf den Spezifika des jeweiligen Künstlers oder Ensembles basieren. In diesem Modul lernen die Akademisten Techniken des framing« und »re-framing« der individuellen, persönlichen und künstlerischen Eigenschaften kennen. Durch bewusste Deutungs- und Umdeutungsprozesse und unterschiedliche Kontextualisierungen kann so den Künstlern oder den Ensembles ein bestimmter Sinn zugewiesen und eine besondere Rahmung vorgenommen werden. Bildentwicklung und »storytelling« sind wesentliche Stichwörter im Modul Künstlerentwicklung. Sie liefern einen weiteren Grundstein zur strategischen Künstlerentwicklung, der Marktpositionierung und der Kommunikationspolitik.
Marketing für Musiker
Hier geht es darum, geeignete Strategien zur Positionierung des Angebotenen zu entwickeln. Diese Strategien werden maßgeblichen Einfluss auf die Kommunikationspolitik der Musiker oder Ensembles haben.
Öffentlichkeitsarbeit für Musiker:innen
Im Hinblick auf die vorausgegangenen Überlegungen zum Kulturpublikum, den Inszenierungspraktiken, den Marketingstrategien und Künstlerentwicklung werden erste Slogans, Texte und Künstlerbiografien erstellt. Anhand der Analyse zahlreicher Bildmaterialien, Biografien und Selbstdarstellungen anderer Künstler und Ensembles wird der Blick für die eigene Selbstdarstellung geschärft.
Online-Marketing
Zusätzlich zu diesen materiellen Erzeugnissen der Öffentlichkeitsarbeit findet eine ausführliche Beschäftigung mit dem Internet und den sozialen Medien statt. Im Fokus dieses Moduls stehen das Online-Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit im Netz. Es geht darum, wirkungsvolle Kanäle im Internet kennenzulernen und anhand von Beispielen Strategien für die eigene Online-Präsenz zu entwickeln.
Bildmanagement
Ziel des Moduls ist, den künstlerischen Auftritt durch ein stimmiges Erscheinungsbild optimal zu unterstreichen, den eigenen Stil zu definieren und zu wissen, was für die Persönlichkeit und Zielsetzung vorteilhaft ist.
Konzertkonzepte und Konzertakquisition
Schwerpunkte des Moduls. sind die Verknüpfung von Konzertkonzepten und Konzertakquisition sowie. das Vorgehen bei der Konzertakquisition als Musiker oder Ensemble. Was genau ist bei der Kontaktaufnahme mit dem Veranstalter zu beachten? Wann ist mein Angebot für diesen überhaupt erst interessant? Wie verhandle ich die Gage?
Drittmittelakquise
Für die Realisierung der ausgearbeiteten Projektidee gilt es, Drittmittel zu akquirieren. In diesem Modul soll daher ein Kosten- und Finanzierungsplan erstellt, mögliche Förderer gefunden, ein Förderantrag exemplarisch erarbeitet sowie ein Anschreiben verfasst werden. Im Rollenspiel üben die Akademisten dann die Verhandlungssituation mit dem potentiellen Drittmittelgeber.
Alumnitalk
Regelmäßig werden Alumni eingeladen, die über ihre Entwicklung nach dem Akademie berichten.